Panikattacken und Vermeidungsverhalten

Caroline, wenn du an dein Vermeidungsverhalten denkst, was fällt dir da ein?

„Das war ehrlich gesagt ein schleichender Prozess. Zunächst habe ich mich beim Autobahnfahren immer eine gute Weile echt komisch gefühlt und so nach einer halben Stunde ging es wieder. Es war echt eine sehr stressige Zeit damals. Ich musste beruflich an so viele Sachen denken, dass ich manchmal nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht. Und dann kam mein Schlüsselerlebnnis. Ich hatte beruflich eine Strecke von ca. 300 km mit dem Auto nach Frankfurt zu fahren und nach ca. 100 km war das komische Gefühl immer noch nicht weg und dann wurde es plötzlich richtig schlimm, wie so Adrenalinstösse in der Magengegend, ich konnte das Lenkrad nicht mehr richtig halten und hatte Beklemmungsgefühle. Es war unheimlich bedrohlich, doch irgendwie habe ich  mich durchgekämpft und nach einer Zeit wurde es besser und ich wollte einfach nur noch mein Hotel in Frankfurt erreichen. Panikattacken und Vermeidungsverhalten?

Dort entschied ich dann, dass ich erst einmal nicht mehr Autobahn fahre und zum Glück konnte mein Arbeitskollege dann am nächsten Tag das Auto nach München fahren und ich fuhr auf dem Beifahrersitz mit. Ich wahr so erleichtert und froh, dass er mir das abnahm. Ein schönes Gefühl. Ab sofort vermied ich das Fahren auf Autobahnen, was eigentlich nicht schön war, denn ich fahre ja sehr gerne zu Freunden oder ins weitere Umland in die Natur. Ich habe sogar sehr darunter gelitten, dass ich mir das genommen habe. Allerdings wollte ich nie mehr so ein schlimmes Panikgefühl im Auto haben. Und stell dir vor, jetzt beginnt dieses komische undefinierte Gefühl schon, wenn ich ganz normal mit dem Auto zum Einkaufen fahre.“ 

Vermeidungsverhalten bei Panikattacken

Angst und Panik können viele unterschiedliche Auslöser haben, eine mögliche Ursache ist ein längere sehr stressige Phase im Beruf vielleicht sogar kombiniert mit schweren privaten Zeiten, wie z.B. die Pflege eines Angehörigen.

Wenn du das erste mal so richtig Angst hast, nimmst du das als echte Bedrohung war. Jeder Mensch, der schon einmal starke Ängste oder Panikattacken hatte, beschreibt das oft als das schlimmste Gefühl, was er jemals hatte. Und das ist tatsächlich so. Es ist dann sicherlich auf den ersten Blick ein normale Strategie, dass die angstauslösenden Erlebnisse gemieden werden. Oft tritt zunächst eine große Erleichterung ein, dass man sich jetzt bewusst durch Vermeidung der schlimmen Erlebnisse entzieht. Es wird fast wie eine Belohnung aufgenommen.

Das Gehirn registriert dieses Verhalten dann allerdings so, dass es dieses Vermeidung als richtig einordnet und wird mit den entsprechenden schlimmen Gefühlen beim nächsten Versuch auf der Autobahn zu fahren reagieren. Dieses Vermeidungsverhalten ist also sehr ungesund, weil man einfach von einem gesunden Weg abkommt, nämlich, dass es ganz normal ist, mit dem Auto auf der Autobahn zu fahren.

In der Angst Wege Praxis hat die Bearbeitung von Vermeidungsverhalten einen hohen Stellenwert, weil es der Weg zurück in ein angstfreies Leben ist. Wir gehen das Thema mit Entspannungsübungen, gedanklichen Techniken zur Angstreduzierung und natürlich dann mit einer sich langsam steigernden Konfrontation des Fahrens auf der Autobahn an. Oft verwenden wir hierfür Sequenzen mit der VR-Brille, weil du hier in einem geschützten Umfeld üben kannst. Wenn du Sichheit gewonnen hast, geht´s „auf die Straße zurück.“ Auch hier wird natürlich langsam gesteigert. Die meisten Klienten fahren nach einer Weile wieder so gerne Auto wie vorher. Und dann gehören Panikattacken und Vermeidungsverhalten der Geschichte an.